Methamphetamin
- d-N-Methyl-Amphetamin-Hydrochlorid
 - Erstsynthese: 1893, 1938 – 1988 als Medikament (Pervitin) im Handel und millionenfach als «Panzerschokolade» im zweiten Weltkrieg angewendet
 - Gemäss BetmVV-EDI vom 30.5.2011 kontrollierte Substanz (= verbotenes Betäubungsmittel)
 - Amphetamin «hoch zwei»
 
Klassifikation
- Upper: Stimulans
 
Szenenname
- Ice, Crystal, Thaipille, Yaba, Meth, Pervetin
 
Epidemiologie
- Prävalenz Konsum letztes Jahr: 0.8 % Männer, Frauen 0.7%; letzten Monat 0.1%, Lebenszeitprävalenz 3.5%
 
Wirkmechanismus
- Verglichen mit Amphetamin kann Methamphetamin die Blut-Hirn-Schranke besser überwinden und so in höheren Konzentrationen im Gehirn wirksam werden als Amphetamin
 - Im ZNS bewirkt es eine vermehrte Dopamin- und im peripheren NS eine vermehrte Noradrenalin-Ausschüttung
 
Verkaufsform (Galenik)
- Kristalle, Kristallines Pulver, Tabletten ("Thaipille")
 
Konsumform / durchschnittliche Dosis / Mischkonsum
- Oral (risikoärmste Variante), nasal, seltener injiziert oder inhalativ
 - Reinheitsgrad 74-80%; Mittlerer Gehalt / Tablette: 8-16 mg; 20 – 40 CHF/Pille
 
Pharmakokinetik
| Substrat von CYP2D6 | |||||
| Biologische Verfügbarkeit | Max. Plasmaspiegel | Halbwertszeit | Aktive Metaboliten | Wirkdauer (dosisabhängig) | Elimination | 
| - | 3 - 6h (oral) | 4 - 5h | Ja* | 6 - 30h dosisabhängig | renal | 
*Amphetamin
Eigenschaften / Wirkungen
- Wirkung entspricht einer potenzierten Amphetaminwirkung
 - Antriebs-/Leistungssteigernd, euphorisierend, unterdrückt Müdigkeit, steigert Risikobereitschaft, unterdrückt Schmerzempfinden, appetitzügelnd, steigert Selbstwertgefühl
 
Safer-Use Empfehlungen
- Dosiere niedrig, Methamphetamin ist eine hochpotente Substanz!
 - Nimm bei häufigem Gebrauch Vitamin C und D sowie Mineralien (Eisen, Kalzium und Magnesium) zu dir.
 - Iss nach dem Konsum genug, um Gewichtsverlust vorzubeugen.
 - Siehe auch Safer-Use Empfehlungen
 
Drug checking möglich?
- Ja, siehe Drug Checking
 
Interaktionen
- Mit folgenden Medikamenten sind teilweise lebensgefährliche Interaktionen bekannt, darunter vorrangig Psychopharmaka und hierbei vor allem MAO-Hemmer (Antidepressiva und Parkinsonmedikamente), aber auch SSRI/SNRI und weiteren Arten von Antidepressiva, Neuroleptika, sowie teils auch Schmerzmitteln/Opioiden.
 
Unerwünschte Wirkungen nach Konsum
- Psychisch:
- Angst- und Panikattacken
 - Amphetamin Psychose (ähnlich einer paranoiden Psychose)
 - «down» nach Konsum, Müdigkeit, depressive Verstimmung, Gereiztheit
 - Veränderungen des psychischen Befindens sind weitgehend reversibel
 - Hohes Abhängigkeitspotential (höher als bei Amphetamin)
 - Craving
 
 - Somatisch:
- «Psycho-physische Entkoppelung»: physiologische Bedürfnisse (Durst, gestörter Schlafrhythmus, Überhitzung, Gewichtsverlust) werden nicht mehr wahrgenommen
 - Mydriasis, Palpitationen, Hypertonie, Arrhythmien, Hyperthermie, Tremor, Trismus
 
 
Symptomatik Überdosierung / red flags
- Halluzinationen
 - Delirantes Verhalten, Agitiertheit
 - Hyperthermie
 - Hypertonie, Tachykardie
 - Arhythmie
 - Tachypnoe
 - Konzentrierter Urin
 
Therapie Überdosierung
- Generell: siehe Notfallmassnahmen
 - Substanzspezifisch: siehe Primary and Hospital Care 02/2020: Tox Info Suisse: akute Methamphetamin-Intoxikation: ein Stimulanzien-Toxidrom
 
Schwangerschaft / Stillzeit
- siehe Schwangerschaft
 
Strassenverkehr / Nachweisbarkeit
- siehe Strassenverkehr
 - Nachweisbarkeit
- Urin: 1 – 4 Tage (Dosis und Konsumfrequenz abhängig); bis 4 Tage bei einmaligem Konsum, 5 Tage bei wiederholtem Konsum; Methamphetamin erscheint innerhalb von 20 min nach Applikation im Urin
 - Blut: 48 h nach einmaligem Konsum
 - Mundflüssigkeit: 24 h (nach einmaligem Konsum), 36 bis 72 h (wiederholter Konsum), bis 8 Tage bei chronischem Konsum
 
 
                                                            
                                                            
                                                            